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Zur Strahlentherapie

1. Das notwendige Opfer an gesundem Gewebe bei der Strahlenbehandlung bösartiger Geschwülste soll nicht als Strahlenschaden bezeichnet werden. Darunter werden nur durch fehlerhafte Indikation, falsche Technik und Dosierung entstandene vermeidbare Behandlungsfolgen verstanden. Die Grenzen gegen unvermeidbare Strahlenfolgen sind aber oft nicht scharf zu ziehen. Im folgenden bleiben sicher vermeidbare Gewebsschaden unberücksichtigt. In Tabelle 3 sind typische Behandlungsfolgen an einzelnen Organen zusammengestellt, die wesentlich von der eingesetzten Strahlenart und der Behandlungsmethode abhängen.
2. Besondere Beachtung verdient die Möglichkeit der Auslösung eines zweiten malignen Tumors nach erfolgreicher Strahlenbehandlung einer bösartigen Geschwulst. Die Zahl der Langzeitüberlebenden ist noch gering, erst die erfolgreiche Behandlung vieler bösartiger Geschwülste des Kindesalters wird umfangreichere Untersuchungen erlauben. Offenbar spielt die verabreichte Strahlendosis eine wesentliche Rolle. Das Risiko nach Megavolt-Therapie liegt etwa 1%. Es scheint nach niedrigen Dosen höher zu sein.
3. Es liegen zahlreiche Berichte über die Entstehung von Organkrebsen nach vorausgegangener Bestrahlung der betreffenden Regionen vor, z.B. Karzinome der Haut, des Dickdarms, der Schilddrüse, der Speicheldrüsen, Knochensarkome und Nebenschilddrüsenadenome. Nach erfolgreich behandelter Lymphogranulomatose steigt insbesondere die Leukämie-Rate, aber auch andere epitheliale und mesenchymale bösartige Tumore wurden beobachtet. Die gleichzeitige Behandlung mit Actino-mycin-D neben der Strahlentherapie scheint das Risiko der Auslösung einer zweiten Geschwulst zu verringern.

Zur Chemotherapie

1. Antineoplastische Chemotherapeutika wirken gleichermaßen zytotoxisch auf sich in Teilung befindliche Körperzellen, woraus erhebliche dosisabhängende Nebenwirkungen besonders auf sogenannte Wechselgewebe des Organismus resultieren. Neben allgemeinen Störungen wie Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Schwäche, Unwohlsein entstehen typische von Medikament zu Medikament wechselnde und an anderen Organen eintretende Nebenwirkungen, deren Kenntnis unbedingte Voraussetzung für die Durchführung der Chemotherapie ist.
2. Antineoplastische Chemotherapeutika wirken auch kanzerogen, wie es im Tierversuch seit langem bekannt ist und wie jetzt Erfahrungen an Langzeitüberlebenden zeigen. Nach erfolgreicher Behandlung einer Lymphogranulomatose, des multiplen Myeloms oder einer chronischen lymphatischen Leukämie mit Chemotherapeutika, die zum Teil mit Bestrahlung kombiniert erfolgte, traten häufiger als zu erwarten viele Jahre später rille akute myeloische Leukämie und eine maligne Myelosklerose auf. Bisher konnte kein erhöhtes Risiko eines zweiten Tumors bei mit Chemotherapeutika adjuvant behandelten Frauen mit Mammakarzinom gefunden werden. Nach erfolgreicher Chemotherapie scheinen genetische Schaden bei michfolgenden Schwangerschaften bisher nicht sicher bewiesen.
3. Medikamentöse Nachbehandlung. Durch bestimmte Krebsoperationen entstehen Ausfallerscheinungen, die eine gezielte Substitution erfordern. Einige Beispiele zeigen die Vielfalt solcher möglichen Störungen: Nach totaler Thyreoidektomie darf kein Hypothyreoidismus entstehen, der das Wachstum von Karzinomrezidiven fördert. Nach Entfernung hormonell aktiver Nebenschilddrüsentumoren kann der Kalziumspiegel enorm abfallen. Zitrat enthaltende Blutkonserven können dann eine tödliche Hypokalzemie auslösen. Die hormonelle Substitution nach Ovarektomie verhindert das Allgemeinbefinden störende Ausfallerscheinungen sowie organische Veränderungen, z.B. die Ausbildung einer frühzeitigen Arteriosklerose.