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Deutschland gläubige Menschen, die ihr Leben, ihre Arbeit nach christlichen Grundsätzen ausrichten und für die Religion der zentrale Sinnstifter in ihrem Leben ist Ebenso wie in arabischen Ländern Menschen verschiedener sozialer Herkunft und unterschiedlicher Altersgruppen sehr kontrovers darüber streiten, wie lebensbestimmend Religion sein darf. In Kairo, Beirut, aber auch bei uns, leben Muslime, die Alkohol trinken, die ein ganz modernes Verständnis davon haben, wie Männer und Frauen miteinander umgehen, und davon überzeugt sind, dass Religion Privatsache ist.
Ganz ohne religiöse Bezüge ist das Leben bei uns heute nicht. Religiöse Feiertage zählen zu den wichtigsten. Ereignissen in Deutschland. Weihnachten ist wie in allen Teilen der westlichen Welt das größte Fest im Jahr. Vom 24. bis26. Dezember ruht das öffentliche Leben. Familien treffen sich, gehen am Heiligen Abend (24.Dezember) gemeinsam in die Kirche und hören die Geschichte von der Geburt Jesu Christu. Es gibt gebratene Gans viel Schokolade und Gebäck. Die Tage bis zum nächsten Fest, Silvester am 31. Dezember, bezeichnen wir als „zwischen den Jahren“. Es ist eine Zeit, in der viele Deutsche Urlaub nehmen und gemeinhin nicht viel passiert. Obwohl Ostern im Christentum einen höheren Stellenwert als Weihnachten einnimmt, wird diesem Fest in Deutschland nicht ganz so viel Aufmerksamkeit gewidmet wie dem Heiligen Abend. Die Geschenke fallen kleiner aus, die Kinder sind weniger aufgeregt. Am Karfreitag gedenken wir der Kreuzigung Jesu Christi, am Sonntag danach feiern wir seine Auferstehung von den Toten, das Wunder des Christentums.
Ostern, Pfingsten, Christi Himmelfahrt - die Kenntnis vieler Deutscher um diese Feiertage ist häufig ernüchternd. Ostern? Das ist doch, wenn der Hase die Ostereier bringt. Man nimmt sich zwar gern frei und zelebriert Feiertage in dem Sinn, wie es die Werbeindustrie vorlebt, aber eine innere Bindung zum christlichen Hintergrund ist nur noch bei wenigen Deutschen vorhanden.
Anders in der arabischen Welt. Religiose Feste, Feiertage und Hohepunkte sind wegen ihrer spirituellen Bedeutung Fixpunkte im Leben der meisten Menschen. Der Fastenmonat Ramadan bringt für einen vollen Monat das Leben in islamischen Ländern nahezu zum Stillstand. Aber auch andere religiöse Feiertage werden mit großem Ernst begangen. Ich erinnere mich an eine Begebenheit, als ich eine arabische Redaktion betrat und einer der Journalisten, der wusste, dass ich Arabisch spreche, mir im Vorbeigehen zurief: „Milad an-Nabbawi!“, zu Deutsch: „Glücklichen Prophetengeburtstagl“ Es war der Geburtstag von Prophet Mohammed. Ich war gerade gedanklich woanders und wiederholte fragend: „Milad an-Nawwawi?“ – „Einen schönen atomaren Tag?“ - Das entsprechende Wort für „Atom“ wurde sonst im Zusammenhang mit dem iranischen Atomprogramm benutzt. Der Kollege, ein Sudanese, schaute hasserfüllt zu mir rüber und schrie: „Im Sudan würden wir dich dafür umbringen!“ Dass ich einen politisch besetzten Begriff wie „Atom“ („Nawwawi“) mit dem Wort für „Propheten“ („Nabbawi“) verwechselte, selbst wenn es aus Unachtsamkeit geschah, war für ihn unverzeihlich. Er sprach nie wieder ein Wort mit mir.